Page 111 - Best_of_StGallen_8_2020
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Nomen est Omen ...
Text und Interview: Maximilian Marti
... denken bestimmt auch Sie manch- mal, wenn Ihnen Leute begegnen, de- ren Name perfekt zur Person passt, also Leute, die mit ihrem Verhalten, durch ihre Berufswahl, ihre ausserordentlichen Leistungen oder charakteristischen Ei- genheiten positiv oder negativ aus dem Rahmen fallen. Um Sammelklagen zu vermeiden, überlasse ich negative Bei- spiele Ihrer Fantasie. Widmen wir uns lieber den positiven: Wenn der Gärt- ner tatsächlich Gartenmann heisst, ein Zahnarzt in Lörrach Dr. Weh, oder wenn Peter Schmid ungeachtet des fehlenden ‹e› in seinem Namen ein hervorragender Kunstschmied wurde, ist der Zusam- menhang offensichtlich.
Wirklich spannend wird es, wenn das Aha- Erlebnis erst eintrifft nach Hinterfragung des gängigen Namens einer bemerkenswerten Person – wie zum Beispiel bei Fabian Ander- hub, Sohn einer Bauernfamilie aus Eschen- bach, mit welcher er in jungen Jahren nach Kanada auswanderte. Während seiner Zeit an der High School war Fabian unterwegs mit verschiedenen Jazz Bands. Dabei en- deckte er seine Passion für den Blues, machte sich ans Werk und schnell einen Namen. Als Ausnahme-Performer gehörte er schon bald zu Kanadas Musiker-Olymp. 2006 kehrte er zurück in die Schweiz und ging mit Wishbone Ash für zwei Monate auf Europa-Tour mit 35 Konzerten.
Was ihn von anderen Frontmen abhebt ist, nebst einer einprägsamen Stimme, sein humorvolles, schon fast schauspieleri- sches Auftreten. Erfrischend demonstriert er, wie man edles Handwerk, unbändige Spielfreude und spielerisches Können unter einen Hut bringt, und kümmert sich dabei nicht die Bohne um konventionelle Muster. (Da haben wir’s: der Name Fabian stammt aus dem Lateinischen und bedeutet über- setzt «Der Edle» und «Die Bohne»).
Nachdem sich der inzwischen 38-jährige Alleskönner mit legendären Auftritten und einer Handvoll erfolgreicher Alben auch hier in der vordersten Reihe etabliert hat, ist er jetzt wieder bereit, mit seinem neuen Album «What Color is your Sky» auf Tour zu gehen,
sobald die Pandemie-indizierte Situation dies zulässt. Zusammen mit Dominik Rüegg (Gitarre), Jan Peyer (Bass) und Steve Grant (Drums), wird er, zusammen mit seinem Publikum, einmal mehr die ganze Band- breite des Blues-Rock feiern.
Fabian, wie geht es Dir in dieser unheilsamen Zeit?
Gut, danke, ich kann mich nicht beklagen. Weil die Zusammenstellung und Einspielung eines Albums sowieso im Studio statt ndet, wurde meine Arbeit nicht beeinträchtigt, ebensowenig das aktuelle Projekt «Trio». Marc Amacher, Phipu Gerber und ich wer- den ab Herbst 2020 als Trio auftreten. Natürlich ist es für die ganze Branche und das Publikum frustrierend, dass Tourpla- nungen noch nicht verbindlich gemacht werden können, aber mit diesem Problem stehen wir ja nicht allein da. Jetzt gilt es für alle Beteiligten,  exibel und innovativ zu sein, um aus den herrschenden Umständen gemeinsam das Beste zu machen.
Wird der Lockdown Deine Musik beeinflussen?
Wahrscheinlich schon, weil dieses Erlebnis an niemandem spurlos vorbeigehen wird. Für die Musik ist der Blues mein zentrales Werkzeug, der Baustoff für meine Texte ist das, was mich situativ beschäftigt und
bewegt. Darum denke ich schon, dass das Thema in irgendeiner Form zu hören sein wird. Schliesslich habe ich mich dem Blues- Rock verschrieben, weil diese Stilrichtung aus meiner Sicht einem Musikarbeiter und Interpreten wie mir nicht nur die breiteste Palette an musikalischen Möglichkeiten bietet, sondern auch die grösste texterische Freiheit.
Hat Covid 19 Dein Weltbild verändert?
Eher verdeutlicht als verändert. Es wurde erschreckend sichtbar, wie egozentrisch ein Grossteil der Bevölkerung ist, wenn eigent- lich Edelmut am Platz wäre, und wie rück- sichtslos viele handeln, wenn es eng wird. Dieses Selbstmitleid und Gejammer geht mit gewaltig auf den Geist. Leute, auch wenn wir mal aus gutem Grund auf etwas verzich- ten müssen, leben wir hier nicht so wohlbe- hütet wie möglich, im Paradies? Also freut euch des Lebens, hört meine Musik und be- sucht meine Konzerte!
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